Wirkstoff Metronidazol: Anwendung & Wirkung | Shop Apotheke (2024)

Metronidazol ist ein Wirkstoff gegen Parasiten, Urtierchen (Protozoen) und ohne Sauerstoff lebende Bakterien (Anaerobier). Metronidazol wird zum Beispiel zur Behandlung von Infektionen im Magen-Darm-Trakt, in den Geschlechtsorganen, im HNO-Bereich (Hals-Nasen-Ohren) oder im Bereich der Zähne eingesetzt. Es kann auch vorbeugend eingenommen werden, um nach einer Operation, der Geschlechtsorgane oder Magen-Darm-Traktes, eine Infektion zu verhindern.

Metronidazol ist z.B. in Form von Tabletten, Kapseln, vagin*lzäpfchen, vagin*lcreme und Infusionslösungen erhältlich . Zu häufigeren Nebenwirkungen zählen metallischer Geschmack, Entzündungen der Mund- und Zungenschleimhaut, Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit, Dunkelfärbung des Urins, bitteres Aufstoßen oder Durchfall.

Metronidazol ist ein Antibiotikum aus der Gruppe der Nitroimidazole. Es hat sowohl bakterienabtötende Eigenschaften als auch parasitenabtötende Effekte gegen Protozoen (Einzeller). Bakterien, die abgetötet werden sind die, die ohne Sauerstoff auskommen (anaerobe Bakterien).

Metronidazol ist ein Prodrug (Vorstufe). Das bedeutet: Es entfaltet erst dann seine Wirkung, wenn es im Körper durch die Bakterien oder Parasiten aufgenommen wird. Die Erreger wandeln Metronidazol in den eigentlichen Wirkstoff den „Nitroso-Radikalen“ um. Dieser greift in die DNA (Erbgut) der Mikroorganismen ein, sodass die Erreger absterben.

Metronidazol hilft zum Beispiel während Infektionen mit:

• dem Parasiten Trichom*onas vagin*lis, der zu einer Entzündung der Geschlechtsorgane und/oder der Harnwege führt (Trichom*oniasis)
• dem Parasiten Giardia lamblia, der vor allem in den Tropen und Subtropen verbreitet ist und eine Durchfallerkrankung auslöst (Giardiasis)
• dem Bakterium Helicobacter pylori, das den Magen-Darm-Trakt besiedelt und dort u. a. zu Magenschleimhautentzündungen führen kann
• dem Bakterium Gardnerella vagin*lis, das bei Frauen zu einer Scheideninfektion führt (bakterielle Vaginose)
• Entamoeba histolytica, einem in den Tropen und Subtropen heimischen Parasiten, der starken Durchfall auslöst (Amöbenruhr oder Amöbiasis)

Auch bei anderen durch anaerobe Bakterien hervorgerufenen Infektionen im Magen-Darm-Trakt, im HNO-Bereich, in der Zahnregion oder an den weiblichen Geschlechtsorganen wird Metronidazol häufig eingesetzt.

Weitere Anwendungsgebiete von Metronidazol sind:

• Abszesse in der Leber
• eine pseudomembranöse Enterokolitis: Dies ist eine durch das Bakterium Clostridium difficile ausgelöste Dickdarmentzündung, die nach einer Antibiotikatherapie entstehen kann.
• die Hauterkrankung Rosacea, wenn diese mit Knötchen und Eiterbläschen einhergeht (papulopustulöse Rosacea)

Darüber hinaus kann Metronidazol vor einer Operation im Magen-Darm-Bereich oder an den Geschlechtsorganen eingesetzt werden, um einer Infektion vorzubeugen.

Metronidazol steht in Form von Tabletten, Kapseln, vagin*lzäpfchen, vagin*lcreme und als Infusionslösungzur Verfügung. Die Dosierung richtet sich vor allem nach der Art und Schweregrad der Erkrankung. Pro Tag sollte eine Dosis von 2 Gramm Metronidazol nicht überschritten werden. Zudem sollte eine Behandlung mit dem Wirkstoff nach Möglichkeit nicht länger als 10 Tage andauern.

• Wenn Sie allergisch gegen Metronidazol oder andere Stoffe aus der gleichen Gruppe sind, sollte Ihr Arzt ein anderes Medikament auswählen.
• Stellen Sie sicher, dass Ihr Arzt informiert ist, wenn Sie unter Störungen der Blutbildung, Erkrankungen des Gehirns, Rückenmarks oder Nerven leiden.
• Wenn das Arzneimittel gegen eine Trichom*oniasis verwendet wird, kann es sein, dass der Sexualpartner auch betroffen ist. Er sollte sich an seinen Arzt wenden und auf Geschlechtsverkehr sollte während der Behandlung verzichtet werden.
• Patienten mit schweren Leberschädigungen sollten nur nach Nutzen-Risiko-Bewertung behandelt werden.

Zu häufigeren Nebenwirkungen von Metronidazol zählen

• ein metallischer Geschmack im Mund, bitteres Aufstoßen
• entzündliche Veränderungen der Mund- und Zungenschleimhaut
• ein trockener Mund
• Übelkeit/Erbrechen
• Muskelschmerzen
• Appetitlosigkeit
• Durchfall

Weitere Nebenwirkungen sind unter anderem:

• Mangel an weißen Blutkörperchen (Leukopenie)
• allergische Hautreaktionen, allergischer Schock (selten)
• erhöhte Körpertemperatur (Arzneimittelfieber)
• Kopfschmerzen
• Nervenstörungen (Neuropathie), vorübergehende Krampfanfälle
• Hautpilz-Infektion (z. B. mit Candida albicans)
• Schläfrigkeit und/oder Schlaflosigkeit
• leichte Erregbarkeit
• Depressionen
• Schwächegefühl
• Schwindel
• Gangunsicherheit
• Störungen der Leberfunktion
• dunkel gefärbter Urin

Metronidazol kann die Wirkung anderer Medikamente beeinflussen – und umgekehrt. Folgende Wechselwirkungen treten vor allem auf während der gleichzeitigen Behandlung mit den Folgenden Arzneimitteln auf:

• Disulfiram (zur Behandlung einer Alkoholabhängigkeit): Bei gleichzeitiger Einnahme können Beschwerden wie Verwirrung und psychotische Zustände auftreten.
• Gerinnungshemmern (Antikoagulanzien vom sog. Warfarin-Typ, Phenprocoumon): Metronidazol kann die gerinnungshemmende Wirkung verstärken.
• Barbituraten (u. a. zur Behandlung von Schlafstörungen, Krampfanfällen oder als Narkosemittel): Die gleichzeitige Therapie kann die Wirkung von Metronidazol vermindern.
• Phenytoin (zur Behandlung von Epilepsie): Das Mittel kann die Wirkung von Metronidazol reduzieren.
• Lithium (u. a. zur Behandlung einer bipolaren Störung): Metronidazol kann den Lithium-Spiegel im Blut erhöhen. Die Gefahr einer Lithium-Vergiftung mit Zittern und Krampfanfällen ist nicht auszuschließen. Ihr Arzt wird hier den Blutspiegel kontrollieren.
• Cimetidin (u. a. zur Behandlung von Magenschleimhautentzündung, Magen- und Darmgeschwüren): In sehr seltenen Fällen erhöht Cimetidin den Metronidazol-Spiegel, sodass sowohl die Wirkung als auch die Nebenwirkungen von Metronidazol verstärkt werden.
• Ciclosporin (zur Unterdrückung des Immunsystems): Metronidazol kann zu erhöhten Ciclosporin-Werten führen.
• Während einer gleichzeitigen Behandlung mit Metronidazol und Tarolismus (Mittel zur Beeinflussung des Immunsystems) sollte der Tacrolismusspiegel und die Nierenfunktion regelmäßig überprüft werden.
• Amiodaron (Mittel zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen) kann in Verbindung mit Metronidazol die Herztätigkeit beeinflussen. Hier sollte regelmäßig ein EKG-Veränderungen erstellt werden und Sie sollten den Arzt aufsuchen, wenn Sie Anzeichen für Herzrhythmusstörungen, Benommenheit, Ohnmacht bemerken.
• 5-Fluorouracil (v.a. zur Behandlung von Tumoren): Metronidazol hemmt die Ausschwemmung von 5-Fluorouracil, wodurch es sich im Körper anreichert und toxisch (giftig) wirkt.
• Busulfan (zur Behandlung von Krebserkrankungen): Metronidazol kann den Busulfan-Spiegel im Blut erhöhen.
• Vecuronium (zur Muskelentspannung): Die Wirkung von Vecuronium kann durch Metronidazol verstärkt werden.
• Cholestyramin (zur Senkung erhöhter Blutfettwerte): Der Wirkstoff kann die Aufnahme von Metronidazol verzögern oder verringern.
• Silymarin (Arzneimittel zur Behandlung von Lebererkrankungen und Verdauungsbeschwerden) kann die Wirkung von Metronidazol vermindern.
• Diosmin (zur Behandlung von venösen Beinleiden und Hämorrhoiden) kann die Metronidazolkonzentration im Blut erhöhen und somit die Wirkung und Nebenwirkungen von Metronidazol verstärken.

Auch in Verbindung mit Alkohol sind Wechselwirkungen möglich. Dazu zählen Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen, Schwindel, Verwirrtheit oder Hautrötungen im Bereich des Kopfes. Diese Symptome können noch bis zu zwei Tage nach der Einnahme auftreten. Während der Behandlung mit Metronidazol sollten Patienten daher auf Alkohol verzichten. Zudem kann das Reaktionsvermögen beeinträchtigt werden.

Allgemeine Hinweise:

• Bitte beenden Sie die Behandlung mit Metronidazol nicht eigenmächtig. Auch Therapieunterbrechungen sollen vermieden werden, da der Behandlungserfolg gefährdet wird.
• Besprechen Sie unangenehme Nebenwirkungen mit Ihrem Arzt, damit er Gegenmaßnahmen ergreifen kann

Veröffentlicht am: 24.10.2023

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_{ATC Codes sind internationale Klassifikationen von Wirkstoffen und Arzneimitteln.}

• _{A01AB17,D06BX01,J01XD01,P01AB01}
• _{Quelle: Gelbe Liste}

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[1] Gelbe-Liste https://www.gelbe-liste.de/wirkstoffe/Metronidazol_561

[2] Bönisch, H.: Duale Reihe Pharmakologie und Toxikologie. Thieme, Stuttgart 2016

[3] Mutschler, E.: Arzneimittelwirkungen. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 2020

[4] Schneider, D., Richling, F.: Checkliste Arzneimittel A-Z. Thieme, Stuttgart 2017

[5] Deutsche Apotheker Zeitunghttps://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2004/daz-4-2004/uid-11316

[6] Herstellerinformation

[7] ABDA