Metronidazol - Anwendung, Wirkung, Nebenwirkungen | Gelbe Liste (2025)

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Metronidazol ist ein antibakterielles Chemotherapeutikum und wird zur Therapie von Infektionen eingesetzt, an denen meist Anaerobier beteiligt sind.

Metronidazol: Wirkstoff-Monographien

Metronidazol 0,5 % Lösung zur Infusion (Parenterale Anwendung)Metronidazol 0,75 % Creme (Anwendung auf der Haut)Metronidazol 0,75 % Gel (Anwendung auf der Haut)Metronidazol 0,75 % Hautemulsion (Anwendung auf der Haut)Metronidazol 250 mg Tabletten (Zum Einnehmen)Metronidazol 400 mg Tabletten (Zum Einnehmen)Metronidazol 500 mg Tabletten (Zum Einnehmen)

Metronidazol: Übersicht

Wechselwirkungen

Kontraindikation

Schwangerschaft

Stillzeit

Verkehrstüchtigkeit

ATC Code

  • J01XD01 - Metronidazol

Metronidazol - Anwendung, Wirkung, Nebenwirkungen | Gelbe Liste (7)

Anwendung

Metronidazol ist ein antibakterielles Chemotherapeutikum der Nitroimidazolgruppe. Es wird eingesetzt, um Infektionen zu behandeln, an denen zumeist Anaerobier beteiligt sind. Dazu zählen Infektionen mit

  • Trichomonas vaginalis,
  • Gardia lamblia,
  • Helicobacter pylori,
  • Gardnerella vaginalis
  • intestinale Amöbiasis.

Aber auch Leberabszesse, pseudomembranöse Enterokolitis durch Clostridium difficile, entzündliche papulopustulöse Rosacea und bakterielle Infektionen werden mit Metronidazol therapiert. Besonders bei Infektionen im Magen-Darm-Trakt, dem HNO- und Mund-Zahn-Kiefer-Bereich und den weiblichen Geschlechtsorganen wird Metronidazol angewendet.

Der Wirkstoff ist aber auch nutzbar, um bei operativen Eingriffen im gynäkologischen Bereich oder im Magen-Darm-Trakt Infektionen vorzubeugen.

Wirkmechanismus

Metronidazol ist ein Prodrug. In strikt anaeroben Bakterien und Protozoen kommt es zu einem Elektronentransfer, in dessen Folge Nitroradikalanionen entstehen. Diese Anionen werden zu Nitrosoverbindungen weiter reduziert, die bakterizid sind. Sie interagieren mit der DNA der Bakterien und hemmen die Nukleinsäuresynthese.

Sauerstoff hat in diesem Reaktionsweg eine protektive Wirkung: Er verhindert die Reaktionen und reoxidiert Nitrosoderivate. Gut durchblutete Gewebe im menschlichen Körper sind deshalb durch ihren oxidativen Stoffwechsel geschützt. In Tierversuchen zeigte sich Metronidazol jedoch schwach kanzerogen, weshalb es nur in Einzelfällen über die Höchsttherapiedauer hinaus verabreicht werden sollte.

Pharmakokinetik

Metronidazol kann oral, intravenös oder, zum Beispiel als Vaginalglobuli, topisch angewendet werden. Oral eingenommen hat es eine Bioverfügbarkeit von 100% mit vernachlässigbarer Proteinbindung. Die Halbwertzeit beträgt sechs bis zehn Stunden.

Metabolisiert wird der Wirkstoff vorrangig hepatisch durch Hydroxylierung der Methylgruppe, Oxidation der Alkoholgruppe zur Säure und Konjugation der Metaboliten an Glucuronsäure. Ungefähr 80% dieser Metaboliten werden renal ausgeschieden. 10% des Wirkstoffs können nicht-metabolisiert renal ausgeschieden werden. Der hepatisch ausgeschiedene Teil ist gering.

Dosierung

Der Wirkstoff wird als Gel (7,5mg/g), in Tablettenform (250mg, 400mg, 500mg), als Infusionslösung (500mg), als Vaginalzäpfchen (100mg) / Vaginalcreme (50mg) oder als Hartkapseln (125mg) angeboten.

Die empfohlene Tagesdosis beträgt 200 mg in Tablettenform. Die Tageshöchstdosis von 2 g Metronidazol sollte nicht überschritten werden. Die durchschnittliche Tagesdosis liegt bei 0,8 g bis 1 g Metronidazol in Tablettenform. Initial wird eine Dosis von 1,5 bis 2 g Metronidazol angesetzt. Tagesdosen werden gewöhnlich in zwei bis drei Einzeldosen aufgesplittet. Die Therapie wird fünf bis sieben Tage fortgesetzt, sollte aber zehn Tage in der Regel nicht überschreiten. Wird Metronidazol als Infusionslösung verabreicht, sollte die Infusion mit einer Infusionsrate von 5ml/min eingestellt werden.

Bei Vaginalzäpfchen beträgt die Behandlungsdauer in der Regel sechs Tage. Das Zäpfchen wird einmal täglich in die Scheide eingeführt.

Bei Kindern beträgt die empfohlene Dosis 20 bis 30 mg Metronidazol pro kg Körpermasse, respektive 4 bis 6 ml Infusionslösung pro kg Körpermasse.

Wird Metronidazol prophylaktisch, etwa vor Operationen, gegeben, sollte eine einmalige Gabe von 0,5 bis maximal 2 g Metronidazol, respektive 100 ml bis maximal 400ml in Infusionslösung, nicht überschritten werden.

Die Höchstdauer der Therapie beträgt zehn Tage. Eine Verlängerung darf nur bei besonders strenger Indikationsstellung erfolgen. Intensive oder verlängerte Therapien bedürfen engmaschige Überwachungen und sollten nur von erfahrenen Ärzten durchgeführt werden.

Nebenwirkungen

Muss eine Behandlung mit Metronidazol wiederholt oder über die maximale Therapiedauer hinaus verlängert werden, ist deutlich verstärkt mit Nebenwirkungen zu rechnen. Treten Neurotoxizitäten auf, ist Metronidazol sofort abzusetzen – Neuropathien sind nur langsam reversibel.

Im Folgenden sind die Nebenwirkungen nach Ihrer Häufigkeit aufgelistet.

Häufig

  • diffuse Unverträglichkeitssymptome wie Übelkeit und Erbrechen
  • metallischer Geschmack im Mund
  • Stomatitis
  • Glossitis und trockener Mund
  • Myalgie

Gelegentlich

  • Leukopenie
  • Kopfschmerzen
  • Schwächegefühl

Wechselwirkungen

Bei gleichzeitiger Gabe folgender Substanzen und Wirkstoffe mit Metronidazol können Wechselwirkungen auftreten:

  • Alkohol: Wechselwirkungen können bis zu 48 Stunden nach Einnahme auftreten
  • Disulfiram: Verwirrtheitszustände und Psychosen
  • Barbiturate (Hexobarbital oder Phenobarbital) und Phenytoin: Wirkungsverminderung
  • Cimetidinhaltige Arzneimittel: Enzymhemmung möglich. Dadurch kann es in Einzelfällen zu erhöhten Metronidazol-Serumkonzentrationen kommen.
  • Antikoagulationen vom Warfarin-Typ: Die blutgerinnungshemmende Wirkung der Medikamente kann verstärkt werden. Häufige Kontrollen der Prothrombinzeit sind notwendig. Die Antikoagulation sollte während der Metronidazoltherapie und bis acht Tage nach Absetzen angepasst werden.
  • Lithium-Salze: Anstieg der Lithium-Serumkonzentration möglich. Die Lithium-Therapie sollte während der Metronidazolgabe reduziert oder abgesetzt werden. Falls dies nicht möglich ist, sollten die Plasmaspiegel von Lithium, Kreatinin und Elektrolyten überwacht werden.
  • Vecuronium: Wirkungspotenzierung
  • 5-Fluorouracil: verringerte Clearance und erhöhte Toxizität des 5-Fluorouracil
  • Cholestyramin: verringerte oder verzögerte Resorption von Metronidazol
  • Phenytoin: beeinträchtige Elimination von Metronidazol
  • Ciclosporin: erhöhte Ciclosporin-Serumwerte möglich. Kreatininspiegel und Ciclosporin-Konzentration müssen überwacht werden
  • Busulfan: Anstieg der Plasmaspiegel möglich; Risiko einer schwerwiegenden Busulfanvergiftung.
  • Metronidazol kann sich auch auf verschiedene Labortests auswirken. So kann es zum Beispiel im Nelson-Test zu falsch positiven Ergebnissen führen. Auch auf den Bilirubintest nach Jendrassik kann es sich auswirken. Bei Aspartat-Amino-Transferase-Assays kann es je nach Methode zu falsch-niedrigen Werten führen.

Kontraindikation

Metronidazol darf bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff nicht verabreicht werden. Ausnahme sind lebensbedrohliche Infekte, bei denen andere Präparate wirkungslos sind.

Weitere Kontraindikationen sind:

  • schwere Leberschäden
  • Störungen der Blutbildung
  • Hämodialyse
  • Erkrankung des zentralen oder peripheren Nervensystems wie zum Beispiel Anfallsanamnese
  • Schwangere im ersten Trimester

Schwangerschaft

Metronidazol ist plazentagängig. Deshalb sollte es im ersten Trimenon einer Schwangerschaft vermieden werden. Im zweiten und dritten Trimenon ist es unter Abwägung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses einsetzbar.

Stillzeit

In der Stillzeit sollte bei Metronidazol-Gabe das Stillen für die Zeit der Therapie unterbrochen werden.

Verkehrstüchtigkeit

Da sich Metronidazol auf das Reaktionsvermögen auswirkt, sollten Patienten während der Therapie kein Fahrzeug steuern oder Maschinen bedienen.

Wirkstoff-Informationen

Molare Masse:

171.15 g·mol-1

Mittlere Halbwertszeit:

ca. 7.0 H

Q0-Wert:

0.85

Kindstoff(e):

Metronidazol benzoat

Autor:

Sonja Klein

Stand:

28.03.2024

Quelle:

  1. Freissmuth M, Offermanns S, Böhm, S. Pharmakologie und Toxikologie. 2., aktualisierte und erweiterte Auflage. Heidelberg: Springer-Verlag, 2016.
  2. Aktories K, Förstermann U, Hofmann F, Starke K. Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie. 12. Auflage. München: Elsevier, 2017.
  3. Shop Apotheke B.V. Suche nach Metronidazol [Internet]. [zuletzt aktualisiert und zitiert: 09.12.2018]. mehr...
  4. Onmeda.de. Arilin-Vaginalzäpfchen [Internet]. Zuletzt aktualisiert: 11. 09.2013. [zitiert: 09.12.2018]. mehr...
  5. Baxter Deutschland GmbH. Metronidazol-Infusionslösung 0,5% Baxter [Internet]. Zuletzt aktualisiert: 06.2013. [zitiert am 09.12.2018]. mehr...
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  • Metronidazol - Anwendung, Wirkung, Nebenwirkungen | Gelbe Liste (2025)

    FAQs

    Welche Nebenwirkung hat Metronidazol? ›

    Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, Anfälle, Synkopen, andere Wirkungen auf das Zentralnervensystem und periphere Neuropathie können auftreten; über Exantheme, Fieber und reversible Neutropenie wurde berichtet. Metronidazol kann einen metallischen Geschmack im Mund und dunklen Urin hervorrufen.

    Bei Was hilft Metronidazol? ›

    Besonders bei Infektionen im Magen-Darm-Trakt, dem HNO- und Mund-Zahn-Kiefer-Bereich und den weiblichen Geschlechtsorganen wird Metronidazol angewendet. Der Wirkstoff ist aber auch nutzbar, um bei operativen Eingriffen im gynäkologischen Bereich oder im Magen-Darm-Trakt Infektionen vorzubeugen.

    Welche Bakterien tötet Metronidazol? ›

    Metronidazol wirkt bakterizid gegen Anaerobier, Helicobacter, Gardnerella, Campylobacter und Protozoen (Trichomonas, Entamoeba histolytica, Giardia).

    Wie lange braucht Metronidazol bis es wirkt? ›

    Das Antibiotikum wird nach oraler Einnahme fast vollständig (also zu fast 100 Prozent) aus dem Darm in den Körper aufgenommen. Es dauert etwa acht Stunden, bis die Hälfte des Wirkstoffes abgebaut und ausgeschieden wurde (hauptsächlich über die Nieren).

    Ist Metronidazol gut verträglich? ›

    Metronidazol gilt als bewährtes Arzneimittel, das in der Regel gut verträglich ist. Dennoch treten häufig vor allem leichtere Nebenwirkungen auf, etwa metallischer Geschmack im Mund, Übelkeit oder Appetitlosigkeit.

    Wie lange dauert es bis Nebenwirkungen von Antibiotika auftreten? ›

    Überempfindlichkeitsreaktionen wie Nesselsucht, Asthma oder ein allergischer Schock treten typischerweise bis eine Stunde nach der Einnahme, selten erst nach mehreren Stunden (bis zwölf Stunden) nach der Anwendung auf.

    Warum gibt es kein Metronidazol mehr? ›

    Ursache sind nach den vorliegenden Informationen Qualitätsprobleme, die eine verspätete Bereitstellung von Neuware zufolge hatte.

    Wie lange Metronidazol bei Darmentzündung? ›

    Metronidazol 500–750 mg 3-mal täglich oral für 4–8 Wochen kann leichtere Fälle von Morbus Crohn kontrollieren und Fisteln ausheilen. Leider zwingen Nebenwirkungen (v. a. Neurotoxizität) oft zum Therapieabbruch. Weniger toxisch ist Ciprofloxacin 500–750 mg 2-mal täglich oral.

    Wie lange nach Metronidazol kein Alkohol? ›

    Metronidazol wird durch eine Hämodialyse entfernt und sollte daher erst nach Ab- schluss der Dialyse verabreicht werden. Patienten sollten während der Therapie und bis 48 Stunden danach keinen Alkohol kon- sumieren (siehe Abschnitt 4.5).

    Wie lange Metronidazol bei Scheideninfektion? ›

    Bakterielle Vaginose und Trichomoniasis Therapie mit Einmalgabe von 2 g möglich. Alternativ bei - bakterieller Vaginose: 1 g Metronidazol/Tag (aufgeteilt in 2 – 3 Einzeldosen) für insgesamt 7 Tage.

    Was nehmen statt Metronidazol? ›

    Aufgrund der Nebenwirkungen und der langen Einnahmedauer des Metronidazol ist Azithromycin (zusammen mit Full-Mouth-Scaling und -Rootplaning) eine einfache, sichere und attraktive Alternative zur antibiotischen Therapie der refraktären Parodontitis, urteilen Kashta et al.

    Ist Metronidazol ein Cortison? ›

    Metronidazol ist ein Antibiotikum aus der Gruppe der Nitroimidazole.

    Für was nimmt man Metronidazol ein? ›

    Metronidazol-ratiopharm® wird angewendet

    bei Infektionen (Übertragungen, Ansteckungen) mit Beteiligung von Bakterien, die ohne Sauerstoff leben können (Anaerobier); besonders Infektionen, die von den weiblichen Geschlechtsorganen, vom Magen-Darm-Kanal sowie Hals-Nasen-Ohren- und Zahn-Mund-Kiefer-Bereich ausgehen.

    Welche Milchprodukte darf man nicht mit Antibiotika nehmen? ›

    Das behindert die Aufnahme der Mittel ins Blut und lässt sie schwächer wirken. Daher: Vor und nach der Einnahme mindestens zwei Stunden auf Milch verzichten – auch auf kalziumreiches Mineralwasser und Milchprodukte wie Käse, Quark oder Joghurt.

    Was bewirkt Metronidazol bei Rosacea? ›

    Metronidazol, das zur Behandlung der Rosazea zugelassen ist, hemmt die Stoffwechselwege, die zu den charakteristischen Schädigungen des dermalen Elastins und Collagens führen.

    Welche Alternative zu Metronidazol? ›

    Bei bakteriellen Infektionen gibt es Alternativen

    Arillin ist in den Wirkstärken 250 und 500 mg zu haben, außerdem als Vaginalzäpfchen. Vagimid 500 von Apogepha in der zehn Stück-Packung soll ebenfalls verfügbar sein – allerdings nur noch für wenige Tage, erklärt die Firma.

    Wann darf man nach Metronidazol wieder Alkohol trinken? ›

    In der Folge fällt vermehrt Acetaldehyd an, was zu Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, Atemnot, Herzrhythmusstörungen und Blutdruckabfall führen kann („Antabus-Effekt“). Deswegen sollte bei der Einnahme von Metronidazol (und Tinidazol) bis 3 Tage nach dem Ende der Therapie jeglicher Alkoholkonsum vermieden werden.

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    Author: Terence Hammes MD

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